Plinius-Übersetzungen

 

Privatleben des Plinius

Oh rechtes und echtes Leben, oh süße und ehrenhafte Muße, die fast schöner ist als jede Pflicht ! Oh Meer, oh Küste, wahres und abgelegenes Mußenheiligtum, wie vieles laßt ihr mich erfinden, wie vieles diktiert ihr mir. Folglich lasse auch Du von diesem Lärm, der nichtigen Geschäftigkeit und den sehr unnützen Arbeiten ab, sobald sich eine ( die ) Gelegenheit bietet [ geboten haben wird ] und übergib Dich den Studien, oder der Muße. Es ist nämlich besser, wie unser Atilius sehr gebildet und auch sehr geistreich gesagt hat, müßig zu sein, als nichts zu tun.

Lebe wohl!

 

 

Plinius I, 15 (Das umsonst vorbereitete Gastmahl)

Gaius Plinius grüßt seinen Freund Clarus

Du hättest Schauspieler, oder Vorleser, oder einem Lautenspieler gehört, oder, was meine Großzügigkeit ist, alle. Aber du hast, ich weiß nicht bei wem, Austern, Schweinsgekröse, Seeigel und andalusische Tänzerinnen, vorgezogen. Du wirst Strafe zahlen, [aber] ich sage nicht welche. Du hast hart gehandelt: du hast dir ein Vergnügen vorenthalten, ich weiß nicht, ob Dir, sicherlich mir, aber dennoch auch Dir. Wie sehr hätten wir gespielt, gelacht [und] philosophiert! Du kannst mit mehr Aufwand bei vielen speisen, nirgendwo jedoch heiterer, einfacher [und] sorgloser. Insgesamt mach einen Versuch und entschuldige Dich bei mir für immer, wenn Du Dich nicht später bei anderen entschuldigt haben wirst!

Lebe wohl!

 

 

Plinius II, 6 (Ein unerfreulicher Gastgeber)

Gaius Plinius grüßt seinen Freund Avitus

Es führt zu weit , weiter auszuholen, und es ist nicht wichtig, wie es geschehen ist, daß ein keineswegs bekannter Mensch, wie ich, bei jemanden speist, der, wie es ihm selbst erschien, großzügig und sorgfältig, wie es mir [aber erschien] geizig und zugleich verschwenderisch war.

Denn sich selbst und wenigen setzte er einiges Leckeres, den übrigen aber Wertloses und kleine [Portionen], vor. Den Wein hatte er auch in sehr kleinen Flaschen in drei Arten aufgeteilt, nicht das es die Möglichkeit auszuwählen gab, sondern kein Recht ihn zurückzuweisen, den einen für sich und für uns, den anderen für geringere Freunde (denn er hat die Freunde eingestuft) und den anderen für seine und unsere Freigelassenen.

Dies bemerkte der, der mir am nächsten lag und fragte, ob ich es billige. Ich verneinte es.

Er fragte: "Also, welcher Gewohnheit folgst Du?" "Ich setze allen das gleiche vor; zum Essen lade ich nämlich ein, nicht zum Unterscheiden nach Klassen; ich setze in allen Sache die gleich, die ich auch im Bezug auf den Tisch und das Speisesofa gleichgesetzt habe."

"Auch die Freigelassenen?" "Sogar [die]; ich halte sie nämlich für Gäste, nicht für Freigelassene." Und jener [sagt]: "Das ist teuer für Dich." "Keineswegs:" "Wie kann das geschehen?" "Weil selbstverständlich meine Freigelassenen nicht das gleiche trinken, wie ich, ich jedoch das gleiche wie die Freigelassenen."

Und tatsächlich, wenn Du den Gaumen mäßigst, ist es nicht mühsam, mit mehreren zu teilen, was Du selbst zu Dir nimmst. Jener muß also bezwungen werden, [und] jener muß gleichsam in seine Schranken gewiesen werden, wenn Du an Aufwand sparen willst, mit denen kümmerst Du Dich ein wenig besser durch Deine Sparsamkeit, als um dir Schande anderer Leute. Worauf zielt das ab? Damit nicht Dir einem höchst begabten jungen Mann der Luxus von irgendwelchen Leuten bei Tisch und der Anschein von Wirtschaftlichkeit imponieren können. Es paßt aber zu meiner Liebe zu Dir, so oft etwas derartiges geschehen ist, durch dieses Beispiel warnend zu zeige, was Du meiden mußt. Erinnere Dich also, daß nichts mehr zu meiden ist, als jene neue Mischung aus Luxus und Geiz; wenn Dieses schon einzeln und getrennt schimpflich ist, sind sie aber verbunden sind sie noch schimpflicher.

Lebe wohl!

 

 

Plinius VI, 16 (Tod des Oheims beim Vesuvausbruch)

Gaius Plinius grüßt seinen Freund Tacitus

Du bittest, daß ich Dir über den Tod meines Onkels schreibe, damit Du es um so wahrheitsgemäßer der Nachwelt überliefern kannst. Ich danke Dir; denn ich sehe, wenn er von Dir beschrieben wird, unsterblichen Ruhm seinem Tod in Aussicht gestellt. Wenn er auch durch den Untergang der schönsten Landschaft und dem denkwürdigen Untergang der Bevölkerung und der Stadt umgekommen ist gleichsam, um ewig zu leben., wenn er auch die meisten Werke verfaßt hat, die ewig Wert haben [werden], wird dennoch die ewige Dauer Deiner Werke seinem Fortleben viel hinzufügen.

Ich jedenfalls halte diejenigen für glücklich, denen es durch [das] Geschenk der Götter gegeben [worden] ist, entweder Schreibenswertes zu tun oder Lesenswertes zu schreiben, für die glücklichsten aber die, denen beides gegeben ist. Zur Zahl dieser wird mein Onkel gehören, sowohl durch seine, als auch durch Deine Bücher. Um so lieber übernehme ich die Aufgabe, ich bitte mir sogar das aus, was Du mir auferlegst.

Er war in Minsenum und führte persönlich das Kommando über die Flotte. Am 24.08.79 ungefähr um 13:00 Uhr zeigte meine Mutter ihm an, daß eine Wolke von ungewöhnlicher Größe als auch Aussehen, sich zeigte. Jener hatte ein Sonnenbad genommen und hatte sich bald mit kaltem Wasser erfrischt, liegend hatte er gespeist und studierte. Er verlangte [nach seinen] Schuhen [und] bestieg die Stelle, von der aus jene wunderbare Erscheinung sehr gut erblickt werden konnte. Es war unsicher für die von fern Zuguckenden, aus welchem Berg die Wolke sich erhob ( später erkannte, daß es der Vesuv gewesen war ), deren Ähnlichkeit und Form kein anderer Baum mehr als die Pinie ausdrückt hätte.

Denn sie wuchs wie mit einem Riesenstamm empor, und teilte sich in einige Zweige, ich glaube, weil sie durch den frischen Druck erhoben, weil er nachließ wurde sie im Stich gelassen und wurde sogar durch ihr Gewicht besiegt und verflüchtigte sich in die Breite, manchmal weiß, manchmal schmutzig und fleckig, je nach dem, ob sie Erde oder Asche hochgehoben hatte. Diese bedeutende Erscheinung war für einen sehr gelehrten Mann nähere Bobachtung wert.

Er befahl den Schnellsegler vorzubereiten. Mir gab er die Möglichkeit wenn ich wolle mit ihm zu kommen; ich antwortete, daß ich lieber studieren wolle, und zufällig hatte er mir selbst etwas gegeben, was ich schreiben solle. Er verließ das Haus: Er nahm einen Brief von Rectina, der Frau des Tascus entgegen, die durch die drohende Gefahr sehr erschreckt worden war ( Denn ihre Villa lag am Fuße des Vesuv, und es gab [daher] keine Möglichkeit zur Flucht außer mit Schiffen); sie bat darum, daß er sie aus so großer Gefahr entreißen solle. Jener änderte seinen Plan, und was er mit Wissensdrang begonnen hatte nahm er [jetzt] mit Heldenmut auf sich. Er ließ die Vierruderer ins Wasser [und] bestieg [sie] selbst, nicht nur um Rectina, sondern auch vielen Hilfe zu bringen ( Die Küste war nämlich wegen ihrer Schönheit dicht besiedelt ). Er eilte dort hin, woher andere flohen, er hielt den Kurs und steuerte geradewegs in die Gefahr, so sehr von der Furcht losgelöst, daß alle Stufen jenes Unglücks und alle Erscheinungen mit dem Auge wahrgenommen hatte und nach Diktat aufschreiben ließ. Schon fiel Asche auf die Schiffe, je näher sie herankamen, desto heißer und dichter wurde sie, schon fiel Bimsstein und durch das Feuer schwarze, verbrannte und geborstene Steine [auf das Schiff], schon zeigt sich durch den Einsturz des Berges unwegsame, plötzlich entstandene Untiefe am Strand.

Er zögerte ein wenig, ob er umkehren sollte, und sagte bald zum Steuermann, der ihn aufforderte, dies zu tun: "Den Tapferen hilft das Glück: Fahre zu Pomponianus!" In Stabiae war er durch die dazwischenliegende Bucht getrennt ( denn in einem sanft gekrümmten Bogen flutet das Meer ins Land ); dort hatte er, obwohl die Gefahr sich noch nicht näherte, [aber] dennoch ersichtlich und sehr nah war, da sie anwuchs, das Gepäck in Schiffe gebracht und war entschlossen zur Flucht, wenn der Gegenwind sich gelegt hätte. Dorthin fuhr dann mein Onkel mit günstigem Wind, umarmte de Ängstlichen, tröstete ihn und ermutigte ihn, um seine Angst durch Unerschrockenheit zu lindern, und er befahl, daß man ihn ins Bad bringen sollte. Gebadet legte er sich hin, aß entweder gelassen oder, was gleich groß ist, ähnlich einem Gelassenen. Inzwischen leuchteten vom Vesuv an mehreren Orten Feuer und hohe Brände, deren Glanz und Helligkeit durch die Dunkelheit der Nacht verstärkt wurde. Jener sagte als Heilmittel gegen die Angst wiederholt, daß wegen der Angst der Bauern dir Häuser verlassen worden waren und in der Einsamkeit brannten. Dann legte er sich zur Ruhe und ruhte einen freilich sehr wahren Schlaf. Denn der Atem, der bei ihm, wegen seiner Leibesfülle, ziemlich laut und schwer war, wurde von denen, die sich vor der Schwelle aufhielten, gehört. Aber der Hof von dem aus man in die Wohnung gelangen konnte, hatte sich mit Asche gemischt mit Bimsstein bedeckst so erhoben, daß wenn man sich länger im Schlafzimmer aufhielt [aufgehakten hätte] der Ausgang verwehrt wurde [worden wäre]. Aufgeweckt ging er weg und kehrte zu Pomponianus und den Übrigen, die gewacht hatten, zurück. Gemeinsam überlegten sie, ob sie in den Häusern bleiben, oder im Freien umherschweifen sollten denn durch häufige und heftig Erdbeben schwankten die Häuser und gleichsam die Fundamente emporgehoben, schien es, als ob sie sich jetzt hierhin verschieben und jetzt dorthin zurück bewegten. Unter freiem Himmel wiederum fürchtete man, obwohl sie leicht und ausgehöhlt waren das Herunterfallen von Bimsgestein; dennoch wählte der Vergleich der Gefahren dies aus. Und bei jenem siegte die vernünftige Überlegung über die Vernunft, bei anderen die Furcht über die Angst. Sie legten sich Kopfkissen auf den Kopf und sie banden sie mit Leintüchern fest; Dies geschah zum Schutz gegen herunterfallende Steine. Schon war es anderswo Tag, dort war Nacht, schwärzer und dichter als alle Nächte; dennoch machte viele Fackeln und verschiedene Lichtquellen diese erträglich.

Man beschloß hinaus zum Strand zu gehen und aus der Nähe zu erblicken, ob das Meer schon irgendwas zuließe; jenes war [jedoch] sowohl widrig, als auch wüst geblieben. Dort lehnte er sich auf einem hingeworfenen Leintuch zurück, und forderte ein ums andere mal kaltes Wasser und trank es. Darauf schlugen die Flammen und als Vorboten der Flammen der Geruch nach Schwefel die Übrigen in die Flucht und ließen jenen wach werden. Gestützt auf zwei Sklaven erhob er sich und fiel sofort wieder hin, wie ich folgere, durch den ziemlich dichte Qualm wurde seine Luftröhre abgeschnürt und sein Magen wurde verschlossen, der bei jenem naturgemäß schwach und eng und oft keuchend war.

Sobald es wieder Tag geworden war (das war von dem, den er zuletzt gesehen hatte der dritte) wurde sein Körper unversehrt und unverletzt und bekleidet gefunden, wie er bekleidet war: Das Aussehen des Körpers war einem Schlafenden ähnlicher, als einem Gestorbenen. Inzwischen waren meine Mutter und ich in Minseum. Aber dies gehört nicht zur Geschichte und du wolltest über nichts anderes wissen, als über dessen Tod. Also komme ich zum Ende. Nur eins möchte ich hinzufügen, daß ich alle Geheimnisse, an denen ich teilgenommen hatte, und was ich sofort gehört hatte, wenn es besonders wahrheitsgemäß erinnert wird dargestellt habe. Du kannst das Beste aussuchen; es ist nämlich etwas anderes einen Brief zu schreiben, etwas anderes Gesichtsschreibung zu betreiben, etwas anderes an den Freund etwas anderes an Alle zu schreiben.

Lebe wohl!

 

 

Plinius VI, 20 (Eigene Erlebnisse beim Vesuvausbruch)

Gaius Plinius grüßt seinen Freund Tacitus

Du sagst, daß Du, durch den Brief, den ich Dir auf Deinen Wunsch hin, über den Tod meines Onkels, geschrieben habe zu erfahren wünscht, was ich, in Minsenum zurückgeblieben (nachdem ich mich mit dem Thema befaßt hatte, habe ich es abgebrochen) nicht nur an Furcht, sondern auch an Phasen ertragen habe: "Ich werde anfangen, obwohl der Geist sich scheut sich zu erinnern." Nachdem mein Onkel aufgebrochen war, verbrachte ich selbst die übrige Zeit mit Studien (deshalb war ich nämlich zurückgeblieben).

Bald badete ich, aß etwas und schlief unruhig und kurz. Viele Tage vorausgegangen war ein weniger furchterregendes Erdbeben, da es in Campiania gewohnt war. in jener Nacht jedoch wurde es so stark, daß man glauben konnte, alles würde nicht nur schwanken, sondern sogar einstürzen. Die Mutter stürzte in mein Schlafzimmer. Ich erhob mich selbst, um sie zu wecken, falls sie schlafen sollte. Wir setzten uns in den Hof des Hauses, den das Meer im geringem Abstand vom Haus trennte. Ich zweifle, ob ich es Standhaftigkeit, oder Sorglosigkeit nennen soll (ich war nämlich 18 Jahre alt). Ich verlangte ein Buch von Titus Livius, und gleichsam laß ich in Muße und machte Auszüge, wie ich begonnen hatte. Siehe, der Freund des Onkels, der neulich aus Spanien zu ihm gekommen war, tadelte, als er sah, daß meine Mutter und ich saßen, und daß ich sogar laß, deren Geduld und meine Sorglosigkeit. Nichtsdestotrotz war ich mit dem Buch beschäftigt. Schon war die erste Stunde des Tages und der Tag war noch dämmerig und zögernd [schlaff]. Nachdem die umliegenden Häuser schon erschüttert worden waren, war, obwohl an einem offenen, aber dennoch engen Raum, die Furcht groß und für einen Einsturz berechtigt. Da schließlich schien es uns gut, die Stadt zu verlassen: das bestürzte Volk folgte, und zog was in Furcht ähnlich der Klugheit ist, den fremden Plan dem eigenen vor, drängte und stieß uns, als wir weggingen in einen gewaltigen Zug. Nachdem wir die Häuser verlassen hatten, blieben wir stehen. Wir mußten viele wunderliche und fürchterliche Dinge erleiden. Denn die Wagen, die wir hatten hinausfahren lassen, rollte hin und her, obwohl sie auf einem sehr ebenen Gelände waren und nicht an der selben Stelle stehen blieben, auch wenn sie mit Steinen gestützt wurden. Außerdem sahen wir, daß das Meer zurückflutete und durch das Erdbeben gleichsam zurückgetrieben wurde. Die Küste war vorgerückt und viele Meereslebewesen wurden auf dem trockenem Sand zurückgehalten. Auf der anderen Seite wurde eine furchterregende schwarze Wolke von Feuerschein in Zickzacklinien zerrissen und spaltete sich in große Flammengebilde, jene waren Blitzen ähnlich, aber größer. Da aber sagte [eben] jener Freund aus Spanien heftiger und eindringlicher: "Wenn dein Bruder, [und] dein Onkel [noch] lebt, will er, daß ihr gesund seid [am leben bleibt]; wenn er umgekommen ist, hat er gewollt, daß ihr überlebt: Also was zögert ihr [noch] wegzugehen? " Wir antworteten, daß wir es nicht soweit kommen lassen würden, daß wir, ungewiß über das Heil von jenem, uns um unsere [eigenes] sorgen. Ohne lange zu zögern stürzte er fort, und entzog sich im schnellen Lauf der Gefahr. Nicht viel später stieg jene Wolke auf die Erde herab, bedeckte das Meer, hatte Capri umgeben, das Vorgebirge von Minsenum verborgen, und es unseren Augen entzogen. Darauf bat meine Mutter, forderte auf und befahl mir, daß ich auf jede Weise fliehen sollte; als junger Mann nämlich könne ich fliehen, sie werde gerne sterben, da sie durch ihr Alter und ihrem Körper beschwert sei, wenn sie nicht der Grund des Todes für mich gewesen wäre. Ich sagte dagegen, daß ich nicht gesund sein werde, außer mit ihr; daraufhin erfaßte ich ihre Hand, und zwang sie, den Schritt zu beschleunigen. Sie gehorchte mit Mühe, und klagte sich an, weil sie mich aufhielt. Schon fiel Asche, bis jetzt jedoch selten. Ich sah mich um: Der dichter Rauch, welcher sich nach Art eines Sturzbaches über die Erde ergoß, bedrohte uns von hinten und verfolgte uns. Ich sagte: " Laßt uns, solange wir sehen, den Weg verlassen, damit wir nicht in der Dunkelheit von der Menge [der Begleitenden], die uns begleitete und sich verteilte, zertreten werden." Wir hatten uns kaum hingesetzt, und es war nicht wie mondlose Nacht, oder bewölkt, sondern wie in geschlossenen Orter, wenn das Licht ausgelöscht worden ist. Man hätte das Jammern der Frauen, die Rufe der Kinder und die Schreie der Männer hören können. Die einen suchten ihre Eltern, die anderen suchten ihre Kinder, [wieder] andere ihre Ehefrauen durch Rufe, und [ver-]suchten sie an ihren Stimmen zu erkennen; diese beklagten ihr Unglück, jene das Unglück ihrer [Angehörigen]; es gab Leute, die aus Furcht vor dem Tod um den Tod baten; viele hoben die Hände zu den Göttern hoch, mehrere erklärten, daß es überhaupt keine Götter [mehr] gäbe und daß jene Nacht, die letzte und für die Welt ewige, [da] sei. Und es fehlte nicht an Leuten [es gab Leute], die durch ausgedachte[n] und erlogene[n] Schrecken[-sgeschichten] die wahre Gefahr noch vergrößerten. Es waren Leute da, die fälschlich, aber denen, die es glaubten, meldeten, daß jenes in Minsenum eingestürzt sei und daß jenes brenne. Es wurde wieder ein wenig hell; dies erschien uns nicht als Tag, sondern als Zeichen für das herankommende Feuer. Und das Feuer machte jedenfalls in einiger Entfernung halt und es herrschte wiede[rum] Dunkelheit, und wiederum fiel viel und schwere Asche. Diese schüttelten wir ab, indem wir öfters aufstanden; sonst wären wir bedeckt und sogar von dem Gewicht erdrückt worden. Ich könnte mich mühen, daß ich keinen Seufzer, kein wenig tapferes Wort in so großen Gefahren geäußert hatte, wenn ich es nicht für einen armseligen dennoch bedeutenden Trost für die Sterblichen gehalten hätte, daß ich mit allen und alles mit mir zugrunde gehe. Schließlich verflüchtigte sich jener aufgelöste Qualm gleichsam wie Rauch, oder Nebel; bald war wahrer Tag, die Sonne leuchtete sogar auf, dennoch war sie fahl, wie sie zu sein pflegt, wenn Sonnenfinsternis ist. Alles erschien bis jetzt den ängstlichen Augen verändert und mit hoher Asche, wie mit Schnee überzogen. Als wir nach Minsenum zurückgegangen waren, nachdem wir gebadet hatten so gut es ging, verbrachten wir eine Nacht voll Angst und Zweifel. Furcht herrschte vor; denn das Erdbeben dauerte an, und die meisten waren wahnsinnig, wegen der schrecklichen Weissagung, und trieben ihr Spiel mit ihrem und anderer Leute Übel. Dennoch hatten wir nicht einmal dann vor wegzugehen, obwohl wir die Gefahr kannten und erwarteten, bis wir eine Nachricht von dem Onkel hätten. Du wirst die Ereignisse, die deines Geschichtswerkes nicht würdig sind, lesen, ohne sie in deinen Werke darzustellen, du wirst sie dir , der du freilich danach gefragt hast, zuschreiben, wenn sie dir nichteinmal eines Briefes würdig erscheinen [werden].

Lebe wohl!

 

 

Plinius VII, 5 (Sehnsucht nach der abwesenden Gattin)

Gaius Plinius grüßt seine Frau Calpuria

Es ist unglaublich, welch große Sehnsucht ich nach Dir habe. Der Grund ist erstens Liebe, dann, daß wir es nicht gewohnt sind, getrennt zu sein. Daher kommt es, daß ich einen großen Teil der Nächte wachend, mit deinem Bild vor Augen, verbringe, daher kommt es, daß ich am Tage, zu den Stunden, an denen ich dich zu besuchen pflegte, mich meine Füße selbst zu deinem Zimmer führen, wie man sagt, und daß ich schließlich krank und traurig und dazu einem Ausgeschlossenem ähnlich von der leeren Schwelle zurückgehe. Eine Zeit ist frei von diesen Qualen, wenn ich mich auf dem Forum mit Prozessen für Freunde abplage. Schätze ein, was mein Leben ist [sei], dem du Ruhe in der Arbeit, Trost und Sorge im Unglück bist.

Lebe wohl!

 

 

Plinius VIII, 16 (Menschlichkeit gegen Sklaven)

Gaius Plinius grüßt seinen Freund Paternus

Krankheiten meiner Sklaven haben mich aufgerieben, und auch Todesfälle, sogar von jungen Männern. Es gibt zwei Gründe für den Trost, keineswegs gleich für so großen Schmerz, dennoch sind sie Trostgründe, der eine [liegt[ darin, daß ich sehr leicht freizulassen pflege (es scheint nämlich , daß ich überhaupt nicht zu früh die verloren habe, die ich schon als Kinder verloren habe), der andere, daß ich auch [sogar] den Sklaven erlaube Testamente zu machen, und diese gleichsam, als seinen sie rechtskräftig aufbewahre. Sie beauftragen und bitten mich, was ihnen gut erscheint; ich gehorche, wie befohlen. Sie teilen, sie schenken und sie hinterlassen, natürlich nur innerhalb des Hauses. Denn für die Sklaven ist das Haus eine Art Republik und gleichsam ihre Gemeinde. Aber obwohl ich mich beruhige, durch diese Trostgründe, werde ich gelähmt und mutlos, und durch die selbe Humanität, die mich dazu gebracht hat, eben dies zu erlauben. Dennoch möchte ich deshalb nicht härter werden. Ich weiß genau, daß andere Fälle dieser Art nichts anderes nennen, als Vermögensverlust und sich selbst als große und weise Menschen vorkommen. Ob diese groß und weise sind, weiß ich nicht, Menschen sind sie nicht. Es ist nämlich charakteristisch für den Menschen, Schmerz zu empfinde, zu fühlen und dennoch sich zu fassen und Trost zu zulassen und Trost zu haben. Aber vielleicht habe ich mehr darüber geschrieben, als ich [hätte] sollte, aber weniger, als ich wollte. Es gibt auch nämlich ein gewisses Vergnügen, Schmerz zu empfinden, besonders wenn du dich an der Brust des Freundes ausweinen kannst, bei dem für deine Tränen entweder Lob , oder Nachsicht bereitet ist.

Lebe wohl!

 

 

Plinius IX, 6 (Abneigung gegen Zirkusspiele)

Gaius Plinius grüßt seinen Freund Calvisius

Die[se] ganze Zeit habe ich zwischen Schreibtäfelchen und Büchlein, in sehr angenehmer Ruhe, verbracht. Du fragst: "Wie hast Du das in der Stadt gekonnt?" Es waren Zirkusspiele, eine Art Schauspiel, durch das ich nicht einmal sehr leicht fasziniert werde. Nichts Neues, nichts Verschiedenes, nichts, daß nicht genügt einmal gesehen zu haben. Um so mehr wundere ich mich, daß so viele tausend Männer immer wieder so kindisch die laufenden Pferde und die den Wagen nachfolgenden Menschen [die auf den Wagen stehenden Menschen] zu sehen wünschen. Wenn sie dennoch entweder durch die Schnelligkeit der Pferde, oder durch die Kunst[fertigkeit] der Menschen begeistert würden, wäre es einigermaßen vernünftig.

Dann favorisieren sie das Tuch und lieben das Tuch, und wenn beim Lauf selbst und mitten im Wettkampf diese Farbe dorthin, und jene hierhin überbracht werden sollte, werden der Eifer und die Gunst übergehen [wechseln], und sie werden plötzlich jene Wagenlenker und jene Pferde, die sie aus der Ferne erkennen und deren Namen sie rufen, aufgeben. So groß ist das Ansehen, so groß ist der Einfluß bei einer so wertlosen Tunica, ich will nicht sagen beim Pöbel, was wertloser ist als eine Tunica, sondern [auch] bei einigen bedeutenden Menschen; wenn ich mich [aber] erinnere, daß diese bei einer leeren und geistlosen Sache so unersättlich müßig dasitzen, empfinde ich irgendein Vergnügen, weil ich durch dieses Vergnügen nicht gefesselt werde. Und ich verbringe am liebsten meine Muße mit den wissenschaftlichen Beschädigungen an diesen Tagen, die andere verlieren, durch ganz müßige Beschäftigungen.

Lebe wohl!

 

 

Plinius IX, 7 (Zwei Villen des Plinius am Comersee)

Gaius Plinius grüßt seinen Freund Romanus

Du schreibst, daß du baust. Das ist gut: Ich habe Rechtfertigung gefunden; ich baue nämlich schon mit gutem Grund, weil ich mit dir baue. Denn es ist auch genau gleich, daß du am Meer, und ich am See Larius baue. Am Strand von diesen gibt es mehrere Villen von mir, aber besonders zwei erfreuen mich so, wie sie mir zu schaffen machen. Die eine ist, wie in Baiae, auf einem Felsen gelegen, und bietet Aussicht auf den See, die andere berührt, ebenso wie in Baiae, den See. Daher pflege ich jene Tragödie und diese Komödie zu nennen, jene, weil sie gleichsam wie mit Stelzenschuhen und diese, weil sie gleichsam mit Pantoffeln gestützt wird. Jede von beiden besitzt ihre eigene Schönheit, und jede ist für den, der sie besitzt angenehmer, durch ihr Verschiedenheit. Diese bietet einen geringeren Blick über den See, jene einen weiteren [Blick über den See]. Diese umfaßt eine Bucht in einem sanften Bogen umfaßt, jene trennt zwei Buchten durch einem sehr hohen Bergrücken; dort erstreckt sich auf geradem Weg ein Spazierweg, auf einem langen Weg über den Strand, hier biegt er sich sanft zu einer sehr geräumigen Terasse; jene spürt die Fluten nicht, diese bricht sie. Du kannst [könntest] von jener auf die Fischenden [die, die fischen] herunterblicken, und von dieser selbst fischen und die Angel vom Schlafzimmer, und fast sogar vom Bett aus, wie aus einem kleinen Schiff werfen. Für mich sind dies die Gründe beiden [Villen] hinzuzubauen, das was fehlt, wegen der bereits reichlich vorhandenen Annehmlichkeit. Aber wozu soll ich dir [noch] einen Grund nennen? Bei dem, dem es genügen wird, das selbe zu tun.

Lebe wohl!

 

 

Plinius IX, 30 (Wahre Freigiebigkeit)

Gaius Plinius grüßt seinen Freund Geminus

Du lobst mir [gegenüber], sowohl häufig persönlich, als auch jetzt durch Briefe [deinen Freund] Nonius, daß er gegenüber einigen freigiebig sei: und ich selbst lobe ihn, wenn er dennoch nicht gegenüber diesen allein so ist. Ich will, daß der, der wirklich freigiebig ist [sei], es dem Vaterland, den Verwandten [Nächsten], den verschwägerten und den Freunden, aber ich sage auch den armen Freunden gegenüber, erweist [zuteilt] , nicht wie die [da], die hauptsächlich [am meisten] denen schenken, die [selbst] am meisten schenken können. Ich glaube, daß sie durch diese, mal mit Vogelleim, mal mit Angelhaken versehenen Geschenke, nicht ihren eigenen Besitz verschenken, sondern fremden [Besitz] an sich reißen. Sie haben ähnliche Begabung, weil sie dem, dem sie schenken etwas wegnehmen, und den guten Ruf der Freigiebigkeit zu erreichen suchen. Das erste aber ist, mit seinem Besitz zufrieden zu sein, dann die, von denen du weißt, daß sie besonderen Mangel heben, zu unterstützen und zu pflegen, und wie mit einem Kreis der Gemeinsamkeit zu umgeben. Wenn er all jenes macht muß er in jeder Beziehung gelobt werden, wenn [er] irgendeines [macht], muß er dennoch, aber jedenfalls weniger gelobt werden: Das ist ein seltenes Beispiel, sogar von unvollständiger Freigiebigkeit. Die[se] Begierde etwas besitzen zu wollen befiehl die Menschen, so daß sie zu mehr besessen sein scheinen, als sie besitzen.

Lebe wohl!

 

 

Literarisches Leben

Plinius VIII, 24 (Loblied auf Griechenland)

Gaius Plinius grüßt seinen Freund Maximus

Meine Liebe zu Dir zwingt mich, Dir keine Vorschriften zu machen (Du hast nämlich keinen Lehrer nötig) dennoch Dich zu ermahnen, daß Du das was Du weißt im Gedächtnis behältst und beachtest - andernfalls ist es besser nicht zu wissen. Überlege, daß Du in die Provinz Achaia geschickt worden bist, jenes wahres und echtes Griechenland, in welcher wie man glaubt zuerst die Menschlichkeit, die Wissenschaften und sogar die Früchte erfunden worden sind, daß Du geschickt worden bist, um den Zustand der freien Staaten in Ordnung zu bringen, zu Menschen, die besonders Menschen, das heißt zu Freien, die besonders Freie sind, die das von der Natur gegebene Recht behielten, durch die Tüchtigkeit, durch die Verdienste, durch die Freundschaft und schließlich durch das Bündnis und die Religion. Achte die Gründer der Städte, als Götter und den Willen der Götter, achte den alten Ruhm und selbst dieses Greisenalter, welches verehrungswürdig bei den Menschen bei den Städtern heilig ist. Du mögest das Alter, bedeutende Leistungen und auch die Mühten ehren: Nimm nichts weg von der Würde von irgendjemanden, nichts von der Freiheit und auch nichts von der Prahlerei: Halte Dir vor Augen, daß dies das Land ist, das uns die Rechte geschickt hat, die Gesetze nicht den besiegten, sondern den bittenden gegeben hat, daß es Athen ist, das Du besuchst, und daß es Lacedemon ist, daß Du regierst; diesen, den übrigen Schatten und restlichen Namen der Freiheit wegzunehmen ist hart, wild und barbarisch. Du siehst, daß von den Ärzten, obwohl sich die Sklaven und die Freien bei einer Krankheit in nichts unterscheiden, dennoch die Freien rücksichtsvoller und milder behandelt werden. Erinnere Dich, was jeder Stadtstaat gewesen ist, nicht, daß Du ihn verachtest, weil er aufgehört hat zu sein; es mögen fern sein Hochmut und Härte. Und fürchte nicht Verachtung. Verachtet man etwa den [wird der verachtet], der Herrschaft, oder den, der Rutenbündel hat, wenn er nicht niedrig und schmutzig [gemein] ist, und der ist, der sich selbst als erster verachtet? Schlecht erprobt die Macht ihre Kraft durch die Schmähungen anderer, schlecht wird die Achtung durch Schrecken erworben, und die Liebe ist bei weitem stärker um dies zu erreichen, was man möchte [will], als die Furcht. Denn die Furcht geht weg, wenn man weggehen sollte, die Liebe aber bleibt, und so wird jene (Furcht) zu Haß, so wendet sich diese (Liebe) zu Ehrfurcht [Respekt / Achtung]. Aber Du mußt Dich wieder und wieder (ich möchte mich nämlich wiederholen) an Deine Pflicht erinnern und [durch] Deine Ehre und durch Dich selbst erläutern, wie es ist und was es bedeutet, den Zustand der freien Staaten zu ordnen [in Ordnung zu bringen]. Denn was ist passender als Ordnung, was wertvoller als Freiheit? Ferner wie schimpflich ist es, wenn die Ordnung durch Umsturz und die Freiheit durch Sklaverei verändert [verwandelt] wird! Es kommt hinzu , daß Du im Wettkampf mit Dir stehst: es belastet Dich der Ruf Deiner Questur, den Du aus Bithynien als besten zurückgebracht hast, es belastet Dich das Zeugnis des Kaisers, es belastet Dich das Tribunat , die Praetur und die Gesandtschaft [der Auftrag als Gesandter] selbst, die Dir gleichsam als Geschenk [Belohnung] gegeben worden ist.

 

 

Plinius II, 1 (Klage um Verginius Rufus)

Gaius Plinius grüßt seinen Freund Romanus

Nach einigen Jahren zeigt sich den Augen des römischen Volkes ein hervorragendes und auch denkwürdiges Schauspiel, das Staatsbegräbnis des Verginius Rufus, eines sehr bedeutenden und berühmten Bürgers und ebenso glücklichen.

Dreißig Jahre hat sein Ruhm überlebt [angedauert]. Er las Werke, die über ihn geschrieben worden sind, er las geschichtliche Werke und nahm auch am Ruhm der Nachwelt teil. Er hat dreimal das Konsulat verwaltet, so wie er den höchsten Gipfel für einen privaten Menschen erreicht hat, als er die Kaiser[ernennung] abgelehnt hatte.

Nero und Domitian, denen er verdächtig und aufgrund seiner Tüchtigkeit verhaßt gewesen war, entkam er und ließ den Besten und freundlichsten unversehrt zurück, gleichsam wurde diese Ehre für das Staatsbegräbnis vorbehalten. Er wurde mehr als 83 Jahre alt, in äußerster Ruhe und in gleicher Verehrung. Er hatte ein starke Gesundheit, außer, daß ihm die Hände zu zittern pflegten, dennoch ohne Schmerzen [dabei].

Nur das Herannahen des Todes war sehr hart und sehr lang, aber selbst darin war er lobenswert. Denn, als er sich auf die Rede vorbereitete, um beim Auftritt im Konsulat dem Kaiser zu danken, fiel das Buch, welches er zufällig als ziemlich umfangreich erhalten hatte, ihm als Greis und Stehenden durch das Gewicht selbst aus den Händen. Während er sich bückte und es aufhob fiel er auf dem glatten und rutschigen Fußboden infolge eines Fehltrittes hin und brach sich den Hüftknochen, der zu wenig gut [nicht gut genug] zusammengesetzt und wegen dem sich widersetzenden [zu hohen ] Alter schlecht zusammengewachsen ist. Die Beerdigung dieses Mannes war eine große Zierde für den Kaiser, ein großer für das Jahrhundert, ein großer nämlich auch für das Forum und dir Rednerbühne. Er ist vom Konsul Cornelius Tacitus gelobt worden; denn dieser höchster Gipfel trat zu seinem Glück hinzu, ein sehr Wortgewandter Lobredner. Und jener starb jedenfalls in hohem Alter , voll Ehrenämter, jene auch, die er zurückwies. Wir müssen ihn dennoch suchen und vermissen, als ein Beispiel frühere Zeit, ich aber besonders, der jenen nicht nur im öffentlichen Leben bewunderte, so wie liebte; zuerst weil wir beide aus der selben Gegend kamen, den benachbarten Landstädten und auch die Äcker und die Besitze waren verbunden; außerdem, weil er [jener] mir als Vormund zurückgelassen [gegeben] worden war und mir die väterliche [elterliche] Liebe zeigte. So zeichnete er mich auf Empfehlung als Kandidat aus, so eilte er vom Landaufenthalt zu allen meinen Ehrenämtern, weil er schon früher derartige Aufgaben zurück- gewiesen hatte, und so benannte er mich immer an jenen Tag, an dem man die als Priester zu benennen pflegt, die man für das Priesteramt am würdigsten hält.

Ja sogar bei dieser letzten Krankheit fürchtete er, daß er zufällig zu den "Fünfmänner- rat" gewählt würde, die durch das Urteil des Senates zur Verminderung der öffentlichen Ausgaben gewählt wurden. Obwohl ihm so viele Freunde, Greise und Konsulature(n) übrig waren, suchte er mich, durch den er sich entschuldigen ließ, trotz meiner Jugend jedenfalls mit diesen Worten aus: "Auch wenn ich einen Sohn hätte würde ich es Dir übertragen."

Aus diesem Grunde ist es nötig, gleichsam seinen frühen Tod an deiner Brust zu beweinen, wenn es dennoch recht ist entweder zu weinen, oder überhaupt den Tod zu nennen,

Fortsetzung ...

Nachdem das Testament unterschrieben worden war, änderte es die Rollw und richtete zu eben diesen Ärzten die Anrede: "Wie lange noch quält ihr den Unglücklichen? Wozu beneidet ihr diesen um einen schönen [leichte] Tod, den ihr das Leben nicht geben könnt [den ihr nicht weiterleben lassen könnt] ?" Blaesus starb und, alsob er alles gehört hätte, vermachte er Regulus nicht ein Bißchen. Genügen zwei Fabeln [Geschichten], oder forderst Du nach der Schulregel eine dritte? Ich bin nicht drum verlegen. Aurelia, eine Frau aus vornehmen Kreisen, hatte, als sie im Begriff war, das Testament zu unterzeichnen, ihre schönsten Kleider angelegt. Regulus sagt, als er zum Unterzeichnen gekommen war: "Ich bitte Dich, mir diese zu hinterlassen.