Petron, Cena Trimalchionis

 

Erste Begegnung mit Trimalchio (S.8 / Z.1-4)

Plötzlich sahen wir den kahlen Alten (alten Glatzkopf), mit einer roten Tunika [reich, schlechter Geschmack], inmitten von langhaarigen jungen Sklaven, mit dem Ball spielen [kindisch]. Nicht so sehr die Sklaven, obwohl es der Mühe wert gewesen wäre [hübsche, junge Sklaven; kein Tabu], haben uns zum Betrachten hingeführt, als selbst der Familienvater, der in Sandalen mit dem hellgrünen Ball [ ó rote Tunika = schlechter Geschmack] übte. Dieser hob ihn nicht mehr auf, wenn er auf die Erde gefallen war, sondern ein Sklave hatte einen vollen Beutel, aus dem er, als Ersatz, den Spielenden einen Ball gab. Auch diese neuen Sachen nahmen wir wahr. Denn er hatte zwei Eunuchen, die ihm im Kreis gegenüber standen; der eine holte den silbernen Nachttopf [reich], der andere zählte die Bälle; freilich nicht diese, die während des Prellballspiels zwischen den Händen herum flogen, sondern diese, die auf der Erde lagen.

(S. 8 / Z. 4-6)

Als wir uns über diesen Luxus folglich wunderten, kam Menelaus und sagte: " Dies ist er, bei dem ihr zu Tische liegt, und zwar seht ihr schon den Beginn des Essens." Menelaus redete noch immer als Trimalchio mit den Fingern schnalzte. Auf diese Zeichen schob der Eunuch den Nachttopf unter den Spielenden. Nachdem er die Blase entleert hatte, forderte er für die Hände Wasser. Er trocknete seine Finger, die er ein wenig naß gemacht hatte, auf dem Kopf eines der Sklaven ab.

Ankunft am Haus( S.9 / Z. 6-6)

Wir folgen, schon vor Bewunderung satt und gelangten mit Agamemnon zur Tür... Nun, während ich mich über all dies wunderte, brach ich mir beinahe meine Beine, da ich mich zurücklehnte. Zur linken der Eintretenden, nicht weit von der Hausmeisterloge, war ein riesiger Hund in Ketten an die Wand gemalt. Und darüber war mit Großbuchstaben geschrieben: "Hüte dich vor dem Hund!". Und meine Kollegen lachten, freilich über mich; ich aber, nachdem ich mich wieder gefangen hatte, hörte nicht auf, die ganze Wand zu betrachten.

 

Darstellung Trimalchios: indirekt & direkt

a, Äußeres

b, Leute seiner Umgebung

c, Verhalten

Es war aber auf einem Bild gerade Sklavenmarkt, mit Täfelchen (über jeden Sklaven), und der langhaarige Trimalchio selbst hielt den Stab und, geführt von Minerva, trat er in Rom ein. Im nächsten Bild hatte der Maler mit Inschriften sehr sorgfältig wiedergegeben, wie er (Trimalchio) die Buchführung erlernt hatte und schließlich zum Kassenwart gemacht worden war. Am Ende der Halle waren Fortuna mit einem Füllhorn (überfließendem Horn) und die (drei) Parzen, die goldene Fäden sponnen, anwesend [nähe zu Göttern, Glück und Schicksal].

(S.10 /Z.32.1)

Unter diesen Feinheiten, als Trimalchio selbst, mit Musik herbeigetragen wurde und auf hoch aufgetürmte Kissen gelegt wurde, reizte er somit die Neulinge zum Lachen. Er hatte nämlich einen scharlachroten Mantel an, aus dem er seinen glatt rasierten Kopf herausstreckte. Um den, mit einem Tuch beschwerten Nacken, hatte er eine Serviette mit einem breiten Purpurstreifen gelegt, von der hüben und drüben die Fäden herunter hingen. Er hatte auch am kleinen Finger der linken Hand einen großen, leicht vergoldeten Ring. Am äußersten Glied des folgenden Fingers hatte er einen kleineren Ring, und wie mir schien, einen völlig goldenen, aber ganz und gar mit eisernen, sternartigen Gebilden besetzt.

Und damit er nicht nur diese Schätze so sehr zeigte, enthüllte er den rechten Oberarm, der mit einem goldenen Armband und mit einem elfenbeinernen Reif, der von einer glänzenden Spange verschlossen war, geschmückt war. Und schließlich putzte er seine Zähne mit einem silbernen Zahnstocher. "Freunde" sagte er "es war mir noch nicht angenehm ins Speisezimmer zu kommen; damit ich euch durch meine Abwesenheit nicht länger warten lasse, habe ich mir das ganze Vergnügen verkniffen. Dennoch erlaubt mir, das Spielen zu beenden.

Schon hatte sich Trimalchio, nachdem das Spiel unterbrochen war, die gleichen Speisen vorsetzten lassen und gab die Erlaubnis (mit heller Stimme), wenn einer von uns wiederum gerne mehr Honigwein wolle, er das könne, als plötzlich durch das Orchester ein Zeichen gegeben wurde und die Schüsseln gleichzeitig von einer tanzenden Schar eilig abgeräumt wurden.

Als einem Junge in dem Tumult zufällig eine kleine Schüssel heruntergefallen war und ein Sklave die daliegende Schüssel aufhob, merkte dies Trimalchio und befahl, den Sklaven mit Ohrfeigen zu strafen und die Schüssel wiederum hinzuwerfen. Der Verwalter des Hausrates folgte ihm nach und begann das Silber zwischen dem übrigen Abfall mit einem Reisigbesen hinaus zu fegen. Gleich darauf traten zwei langhaarige Äthiopier mit sehr kleinen Lederschläuchen, solche, wie man sie gewöhnlich benutzt um die Arena im Amphitheater zu besprengen, und gaben Wein in die Hände [zum Waschen], denn niemand reichte Wasser dar.

Nachdem der Herr wegen der Feinheiten gelobt wurde, sagte er:" Mars liebt das gleiche. Deshalb habe ich befohlen, daß einem jeden sein eigener Tische zugewiesen wird. Und nebenbei werden uns (deswegen) auch die sehr stinkenden Sklaven durch ihr nun nicht mehr nötiges Gedränge weniger stickige Luft machen." Sofort wurden gläserne Amphoren herbeigebracht, die sorgfältig mit Gips verschlossen waren, auf deren Hals Etiketten mit folgender Bezeichnung angebracht waren: "100jähriger Falerner (Wein) aus dem Amtsjahr des Opimianus [211 n.Chr.] Während wir die Bezeichnungen lasen, klatschte Trimalchio in die Hände und sagte: "Ach, also lebt ein Wein länger als ein Menschlein. Deshalb laßt uns anstoßen. Der Wein ist das Leben. Ich spendiere euch echten Opimianus. Gestern habe ich nicht so guten [Wein] vorgesetzt uns es speisten viel ehrbarere Leute." Während wir tranken und sehr sorgfältig den Luxus bewunderten, brachte ein Sklave ein silbernes Gespenst, das so konstruiert war, daß seine Glieder und locker verbundenen Gelenke in jede Richtung gebogen werden konnte. Als er diese über dem Tisch einmal ums andere fallen gelassen hatte, und die Gliederpuppe einige Figuren dargestellt hatte, fügte er hinzu: "Ach, wir armen, wie nichtig ist das ganze Menschlein! So werden wir alle sein, nachdem uns der Orkus weggetragen hat. Also laßt uns leben, solange es uns gut geht."

Wider erwarten folgte dem großen Beifall eine kleine Mahlzeit, dennoch lenkte die Neuheit die Blicke aller auf sich.... Als wir recht Lustlosen zu so billigen Speisen zuwandten, sagte Trimalchio: "Ich rate, daß wir essen, dies ist die Vorschrift für das Gastmahl."

Hermeros über die Tischgesellschaft:

Ich konnte nichts mehr genießen, sondern ich habe angefangen, nachdem ich mich zu ihm hingewandt hatte, damit ich möglichst das meiste hörte, Weit im Gespräch auszuholen und mich zu erkundigen, welche jene Frau ist, die überallhin lief. Er sagte: "Es ist die Frau des Trimalchio, Fortunata wird sie genannt, die ihr Geld scheffelt. Und was war gerade eben noch? Du wirst mir verzeihen, du hättest aus ihrer Hand nicht das Brot annehmen wollen. Nun ist sie, ohne ersichtlichen Grund abgehoben [in den Himmel gegangen] und ist für Trimalchio ein und alles; Übrigens, am hellichten Mittag, wenn sie ihm sagt, es ist dunkel, glaubt er das.

Er selbst weiß nicht was er hat, so sehr ist er reich; aber dieses raffinierte Luder sieht alles voraus; auch wo du es nicht glaubst. Sie ist trocken, nüchtern, sie gibt gute Ratschläge - nach dem vielen Geld zu urteilen, das man sieht; sie hat dennoch eine böse Zunge, eine richtige Klatschbase. Wen sie liebt, den liebt sie; wen sie nicht liebt, den liebt sie nicht. Er selbst hat Landgüter soweit die Habichte fliegen, Geld über Geld. In der Kammer des Türhüters liegt mehr Silber als irgend jemand besitzen kann. Aber die Familie, potztausend, zum Donnerwetter, bei Herkules, ich glaube nicht, daß dies der zehnte Teil sei, der seinen Herren kennt. Übrigens wird Trimalchio jeden von diesen Dummköpfen in die Tasche stecken. Glaub nicht, daß jener irgend etwas kauft. Alles wächst daheim /wird daheim geboren. Er hat alles, was das Herz begehrt. Hüte dich aber, dessen übrige Mitfreigelassenen zu verachten.

S. 14

Sie sind sehr reich. Du siehst jenen, der da ganz unten in der Runde liegt; heute besitzt er

800 000 Sesterzen. Aus dem Nichts ist er gewachsen. Er war es eben noch gewohnt, Holz auf seinem Nacken zu tragen. Aber so wie sie sagen - ich weiß nichts, aber ich hebe es gehört - als er einem Geist, der einen Schatz bewachte, die Tarnkappe entriß, fand er einen Schatz. Ich beneide niemanden, wenn Gott ihm etwas gegeben hat. Ferner der, der auf dem Platz des Freigelassenen liegt, wie gut ist es ihm gegangen. Ich mache ihm keine Vorwürfe. Er hat seine Million Sesterzen gesehen, aber er ist schlimm ins Schleudern geraten. Ich glaube nicht, daß jener freie Haare hat. Bei Herkules, nicht seine Schuld. Es gibt keinen besseren Menschen als ihn; aber es gibt verbrecherische Freigelassene, die sich alles aneignen. Du sollst aber wissen: zu viele Köche verderben den Brei, und sobald einmal die Sache ins Wanken gekommen ist, sind die Freunde verschwunden. Und welches ehrenhafte Geschäft er ausübte, wie du in so siehst, er war Bestattungsunternehmer. Er pflegte so zu speisen wie ein König. Mehr Wein wurde unter den Tisch gegossen, als einer in seiner Kammer hat. Das ist ein Märchen, kein Mensch.

Trimalchio unterbrach die so angenehme Geschichte, denn schon war der Gericht abgetragen worden; die vergnügten Tischgenossen hatten begonnen sich dem Wein und der allgemeinen Unterhaltung zu widmen. Dieser sagte folglich, auf den Ellbogen gestützt, zu Tische liegend: "Es ist nötig, daß ihr diesen Wein süß macht (genießt). Es gehört sich, daß die Fische schwimmen."...

S.15

Nachdem ich deshalb alle Vermutungen verbraucht hatte, habe ich den Mut gefaßt, jenem meinen Vermittler zu fragen, was mich quälte; aber jener sagte: " Auch dieser, dein Sklave, kann dies aufdecken; es ist nämlich kein Rätsel, sondern eine offene Sache. Dieser Eber, als er gestern als Hauptgericht dienen sollte, ist aber von den Tischgenossen weggeschickt worden; deshalb kehrt er heute gleichsam wie ein Freigelassener zum Gastmahl zurück." Ich verurteilte meine Begriffsstutzigkeit und fragte nichts weiteres, damit es nicht so schien, daß ich niemals unter feinen Leuten gespeist habe. Nach diesem Gang erhob sich Trimalchio und ging auf die Toilette. Nachdem wir unsere Freiheit ohne den Tyrannen erreicht hatten, begannen wir, die Gäste zu einem Gespräch anzuregen. Als Dama zuerst ein großes Trinkgefäß gefordert hatte, sagte er: "So ein Tag ist doch nichts, während du dich wendest wird es Nacht [wie die Zeit vergeht]. Deshalb gibt es nichts besseres, als vom Schlafzimmer direkt ins Speisezimmer zu gehen. Und wir hatten eine Scheiß Kälte. Das Bad konnte mich kaum warm machen. Ein warmer Trank ersetzt den Schneider. Ich habe tüchtig gebechert, und ich bin völlig besoffen. Der Wein ist mir zu Kopf gestiegen.." Seleucus knüpft an einem Punkt der Geschichte an und sagte: "Ich wasche mich nicht täglich;...Wasser hat Zähne und unser Herz vergeht täglich. Aber wenn ich einen Topf Honigwein geschlürft habe, pfeife ich auf die Kälte.

S. 16

Ich konnte mich freilich nicht waschen; ich war nämlich in eine Beerdigung. Ein feiner Mensch, der so gute Chrysanthus hat seine Seele ausgeblubbert. Gerade, gerade noch hat er mich angesprochen. Es scheint mir, als würde ich noch mit ihm sprechen. Ach ja, wir gehen Spazieren wie aufgeblasene Lederschläuche [Luftballons auf Beinen]. Wir sind weniger wert als Fliegen; Fliegen haben wenigstens irgendeinen Wert, wir sind nicht mehr wert als Wasserblasen. Und was, wenn er nicht der reinste Abstinenzler gewesen ist. Fünf Tage hat er kein Wasser ein geworfen [getrunken] und kein Brot. Dennoch ist er zur Mehrheit [ Toten] weggegangen. Die Ärzte haben ihn zugrunde gerichtet; sogar mehr, sein schlechtes Schicksal. Ein Arzt ist nichts weiteres als Trost für die Seele. Dennoch ist er gut bestattet worden, auf einem Totenbett [eigentl.: Lebensbett] mit guten Decken. Er wurde bestens betrauert - er hat einige Sklaven freigelassen - auch wenn seine Frau ihn sparsam betrauerte. Was, wenn er sie nicht bestens behandelt hätte. Aber eine Frau, die eine Frau ist [echte Frau], eist ein Geier. Es gehört sich, daß man niemandem nichts gutes tut; es ist nämlich ebenso, wie wenn man etwas in einen Brunnen schmeißt. Aber alte Liebe ist ein Krebs.

Er wurde lästig und P. sagte laut: "Laß uns an die Lebenden erinnern. Jene hat, was ihm geschuldet wurde. Er lebte ehrenhaft, er starb ehrenhaft. Was hat er zu klagen. Aus ganz kleinen Anfängen ist er gewachsen und war vorbereitet, mit den Zähnen 1/4 As aus dem Mist zu ziehen. Deshalb ist alles, was er berührte, gewachsen wie eine Honigwabe. Ich denke, daß jener, bei Herkules, gute 100 000 Sesterzen zurückgelassen hat und er alles in bar hatte. Dennoch will ich die Wahrheit über die Tatsache sagen: Er hatte eine scharfe Zunge, war geschwätzig und die Zwietracht in Person.

[44.1]

Gesprächsthemen:

- unwichtiges Geschwätz - alte Werte (früher war alles besser)
- schlechte, korrupte Politiker - Egoismus, Profitgier
- Götter werden vernachlässigt - wirtschaftl. - polit. Diskussionen]

Echion, der Feuerlöschdeckenhersteller sagte: "Ich bitte Dich, sprich besser." "Mal so mal so" sagte ein Bauer. "Er hatte ein scheckiges Schwein verloren." "Was heute nicht ist, wird morgen sein. So wird das Leben gestoßen. Aber - bei Herkules - kein Vaterland kann besser genannt werden, wenn es tüchtige Leute hätte. Aber heutzutage leidet das Vaterland, und nicht alleine. Wir dürfen nicht empfindlich sein, es ist überall dasselbe. Wenn du woanders gewesen bist, wirst du sagen, daß hier gebratene Schweine spazieren gehen. Und sieh da, wir haben tolle Zirkusspiele übermorgen beim Fest. Keine Sklaventruppe eines Fechtmeisters, sondern sehr viele Freigelassene. Und unser Titus hat ein großzügiges Herz und ist ein Hitzkopf: So oder so, jedenfalls wird es was. Denn ich bin ein guter Freund von ihm, und er macht keine halben Sachen. Er wird besonders gute Schwerter geben, ohne Flucht, ein richtiges Blutbad in der Mitte, damit es das ganze Amphitheater sieht. Und er hat es ja woher er es nimmt: Es sind jenem 30 Millionen vererbt worden, weil sein Vater starb. Schlimm!